Künstlerische Forschung und Performativität – nur andersrum
Anke Haarmann betrachtet in ihrer Monographie “Artistic Research”1 die Künstlerische Forschung aus einer “praxologischen” Perspektive. Forschung ist eine Handlung, auch manche Kunst ist eine Handlung (sie spricht teils vom “Kunsten”, um das noch deutlicher zu machen), manche Kunsthandlung ist Forschung. Wie Haseman bezieht sich auch Haarmann auf Performativität, jedoch hat es in ihrer Konzeption eine bedeutend geringere Rolle – was für Hasemans Manitfesto das Performativitätsparadigma ist, ist für Haarmanns Monographie der Praxisbegriff.
Nur in einem Absatz bezieht sich Haarmann explizit auf das Performativitätsparadigma, namentlich auf Austin und Butler. Dort werde “die immaterielle Welt der Diskurse wird vermittels der Sprech-Handlungen als Welt konstituierend verstanden”2; die immateriellen Diskurse wirken sich also durch Sprech-Handlungen auf die materielle Wirklichkeit aus. Für die Kunst hingegen schlägt sie die Gegenrichtung vor: “[D]ie plastische Werk-Welt erscheint als eine Handlung, mittels derer wirksam gesprochen wird. Das Kunstwerk ist als Kunsthandlung Realität und als Praxis ist das Werk sprechend.”3
Damit weicht Haarmann sehr stark von den zitierten Vorbildern ab und nimmt Performativität eher als Inspiration als als argumentative Stütze.